Finalisten novaziun
Jungunternehmenforum

Elektromobilität neben der Strasse

11. Oktober 2023

Das Team von novaziun gehört zu den drei Finalisten des Founders-Award 2023. In nur einem Jahr ist es ihnen gelungen, den ersten vollelektrischen Einachser in einer hohen Leistungsklasse zu konzipieren und zu bauen. Der «monotrac» ist seit letztem Sommer bei Pilotkunden im Einsatz und geht jetzt in die Serienproduktion. Bei einem Treffen erzählt Gründungsmitglied Gian Caduff wie es dazu kam.


von Sina Joos

An ihrem Standort in Rueun treffe ich Gian zusammen mit anderen Mitarbeitern in der Werkstatt an. Gian gehört zum vierköpfigen Gründerteam, das zusätzlich aus Daniel Vincenz, Marco Sangklin und Nico Bernold besteht. Momentan sei viel los, meint er, aber er nehme sich gerne Zeit für mich, um mir etwas über sich und sein Unternehmen zu erzählen. Novaziun entwickelt elektrische Antriebslösungen für Fahrzeuge und Maschinen. Von der Idee über die Konzeption bis hin zur Konstruktion – das Team im Bündner Oberland macht fast alles selbst. «Wir können das komplette Paket im Engineering anbieten.» In Rueun wird vor allem konzipiert, konstruiert und getestet. In Zürich haben sie einen zweiten Standort, direkt an der Hardbrücke. So sind sie gut erreichbar und recht nahe an den Hochschulen. «In Zürich sind wir sehr zentral für Leute, die von überall herkommen. In Rueun sind wir komplett in den Bergen. Diese Kombination macht es spannend für uns.»

Mehr als eine Arbeitsmaschine

Die Firma verfügt über zwei Standbeine. Das eine sind die eigenen Produkte, das andere ist Engineering als Dienstleistung. Dafür sind sie für ihre Kunden schon bis nach Chile gereist. Der Produktanteil wird in nächster Zeit mit Sicherheit zunehmen, wenn der «monotrac» in Serie geht. Dieser ist die erste Maschine, die das Unternehmen von Grund auf konzipiert und entwickelt hat. Es handelt sich um einen Einachsgeräteträger, der vollelektrisch auf hohem Leistungsniveau betrieben wird. Einachser werden je nach Aufsatz zum Beispiel in der Landwirtschaft, dem Gartenbau oder bei der Schneeräumung genutzt. Bei diesen Geräten sitzt der Lenker nicht in einer Kabine und ist daher bei den Modellen mit Verbrennungsmotor direkt giftigen Abgasen, Lärm und störenden Vibrationen ausgesetzt. Mit dem Elektroantrieb von novaziun wird all dies vermieden, ohne Leistungsfähigkeit einzubüssen. Doch das ist nicht alles. «Was den «monotrac» auch speziell macht: Einerseits ist es eine Arbeitsmaschine und andererseits ist es einfach eine grosse Batterie. Wenn die Maschine nicht gebraucht wird, kann man sie also als Energiespeicher nutzen.» Diesen Sommer haben Pilotkunden, die bei der ganzen Entwicklung dabei waren, den «monotrac» erstmals intensiv genutzt. Und die Arbeit hat sich gelohnt: Alle sind zufrieden, nur in kleinen Punkten musste nachjustiert werden.

In die Heimat zurück

Der Standort in der Surselva ist nicht zufällig gewählt. Gian und Daniel sind nämlich beide im Val Lumnezia aufgewachsen. Danach hätten sie sich aus den Augen verloren. Doch wie das Leben so spielt, trafen sie sich mehr als zehn Jahre später zufällig wieder. «Da haben wir festgestellt, dass wir beide in der gleichen Branche gelandet sind. Von da an haben wir uns immer wieder ausgetauscht.» Irgendwann sei es dann zur Zusammenarbeit gekommen, als Gian und Dani beide schon selbstständig waren. Später sei dann gemeinsam mit Nico und Marco novaziun entstanden. Doch die Gründer blieben nicht lange zu viert. Innerhalb von kurzer Zeit hat sich die Zahl der Mitarbeitenden schon mehr als verdoppelt. Die meisten hätten sich blind beworben, was Gian natürlich freut. «Wir können im Moment wirklich zwischen den besten Leuten wählen.» Das Team soll weiterwachsen. Bald sollen pro Jahr bis zu 100 «monotracs» produziert werden. Dafür braucht es ein Team von bis zu 30 Leuten.

Herausforderungen und Chancen

Wachstum hat aber auch seine Tücken. Gerade die beiden Standorte bergen durchaus auch Herausforderungen. «Man braucht Zeit, um sich abzustimmen. Es braucht klare Kommunikation und guten Austausch.» Um dem gerecht zu werden, würden sie versuchen, sich alle zwei bis vier Wochen an einem der beiden Standorte mit dem gesamten Team zu treffen. Dazu kommen all die kleinen und grossen Aufgaben, die zu einer Unternehmensführung gehören. Verwaltung, Finanzen, IT, Marketing und so weiter. Zuletzt hätten sie eine Telefonanlage installiert. «Das sind so ganz banale Sachen, die eben jemand machen muss. Ich war jetzt eine Woche in den Ferien und das war das erste Mal, dass alles geklappt hat und meine Nummer an die richtige Person weitergeleitet wurde.» Das alles mache es aber auch spannend und bringt sie keineswegs von ihrer Vision ab, die Elektromobilität neben der Strasse voranzutreiben. Dieser kommen sie mit der Serienproduktion des «monotracs» nochmals ein Stück näher. «So kann man zum Beispiel in der Landwirtschaft wirklich messbar Benzin einsparen. Damit man auch dort den Effekt sieht, den es jetzt schon auf der Strasse gibt.» Wer weiss, vielleicht fahren bald nur noch elektrisch angetriebene Geräte über unsere Wiesen und Felder.

Preisverleihung an der 11. Founders-Night

Die nächste Founders-Night findet am 25. Oktober 2023 an der Fachhochschule Graubünden statt. Gian Caduff buhlt mit novaziun im Startup-Duell um den Founders-Award 2023. Seine Konkurrenten sind die IT-Profis von ONZACK sowie QE mit ihrem CO2-Messgerät, dem «Wuerfeli». Das Preisgeld beträgt 3000 Franken. Ausserdem zeichnen Integra, Oblamatik und CSEM das beste Bündner Tech-Startup des Jahres aus. Tickets gibt es unter jungunternehmenforum.ch.

Wer mitbestimmen will, wer den Founders-Award mit nach Hause nimmt, hat mit dem vorgängigen Publikumsvoting die Gelegenheit dazu. Diese Stimmen tragen zu einem Drittel zur Entscheidung bei. Mitmachen geht ab dem 16. Oktober 2023 per SMS oder WhatsApp-Nachricht mit dem Namen des Startups an +41 79 821 53 22. Teilnahmeschluss ist der Sonntag, 22. Oktober 2023, 23.59 Uhr. Pro Handynummer zählt nur eine Stimme!

Weitere Informationen und Videoporträts zu den Finalisten sind hier zu finden: www.jungunternehmenforum.ch/voting.html