Finalist Herby
Jungunternehmenforum

Wenn das Smartphone die Hausaufgaben korrigiert

23. Oktober 2020

Andrin Pelican aus Tomils hat eine Web-App entwickelt, die Schülern das Lernen und Lehrpersonen das Unterrichten erleichtert. Mit «Herby» ist er nun für den Jungunternehmerpreis 2020 nominiert.

von Giancarlo Derungs

 

Mit einem iPad in der Hand begrüsst mich Andrin Pelican im Schulhaus Andeer und führt mich in ein Klassenzimmer. Auf dem Tisch liegt ein Blatt Papier mit Lückentexten. Um zu verstehen was Herby ist, soll ich es gleich einmal selber ausprobieren. Mit dem Tablet scanne ich den QR-Code auf dem Blatt. Die Anwendung Herby öffnet sich und fordert mich auf, ein Foto der handschriftlich ausgefüllten Übungen zu machen. Einen Fingertipp später sehe ich direkt auf dem Foto, welche Antworten richtig und welche falsch waren. Neben den korrekten Antworten zeigt mir Herby ausserdem weitere Inhalte wie Erklärvideos und Hörspiele an.

 

«Herby verbindet die Vorteile von Papier mit den Vorteilen der Digialisierung», erklärt Andrin Pelican. Als Schüler komme man durch das direkte Feedback schneller voran und als Lehrperson spare man sich die Fleissarbeit des Korrigierens. Die gewonnene Zeit kann die Lehrperson für andere Aspekte des Unterrichts nutzen, wie den Austausch mit den Schülerinnen und Schülern und das Fördern der Kreativität. Die Lehrperson wird von Herby zudem in Echtzeit über den Lernfortschritt der Klasse informiert. Die Anwendung kann aktuell bei einfachen Übungen im Sprach- und Mathematikunterricht eingesetzt werden und funktioniert ohne Installation oder Login auf jedem mobilen Endgerät mit Kamera.

Die zündende Idee im Silicon Valley

Die Idee zu Herby kam Andrin Pelican vor vier Jahren in den USA. Er doktorierte gerade an der Universität St. Gallen und war zu Besuch an der University of California in Berkeley. Dort befasste er sich intensiv mit den Themen Künstliche Intelligenz, Computer Vision und Diskrete Optimierung. Nebenbei lernte er Französisch. «Ich sass in einem Kaffee und machte Voc-Übungen. Beim Korrigieren der Lückentexte kam mir die Idee, diesen Prozess mit einer Software zu automatisieren», erinnert er sich. Und so kam es, dass Pelican gemeinsam mit den beiden Universitäten weiterforschte und in den folgenden Monaten gemeinsam mit Freunden die Anwendung Herby entwickelte. Im Mai 2019 gründete er die Firma dazu. Der Name Herby, das sei ein Tribut an seinen Primarlehrer Herbert. «Als Legastheniker hatte ich in der Schule oft Mühe. Mein Lehrer hat mir zu dieser Zeit sehr geholfen, deshalb habe ich mein Produkt nach ihm benannt. So hilft er auch den Schülerinnen und Schülern von heute.»

Menschen helfen als Vision

Herby wird bereits in mehreren Schulen in der Schweiz eingesetzt. Aber auch im Ausland gibt es Interesse an der Anwendung. Wegen Corona müssen die Schülerinnen und Schüler in Brasilien und Kambodscha von zuhause aus lernen. Weil die Meisten aber keinen Computer besitzen, sei der Fernunterricht und das Home Schooling nur schwer machbar. «Hier können wir mit Herby weiterhelfen. Die Kinder brauchen das Smartphone der Eltern nur kurz und kommen so rascher voran», erzählt Pelican, dem das Projekt spürbar am Herzen liegt. «Meine Vision ist es, dass Herby immer mehr Schülerinnen und Schülern das Leben erleichtert und dass sie bessere Lernfortschritte machen.» Aber auch technisch und inhaltlich soll sich das Produkt immer weiter verbessern. Das dreiköpfige Team arbeitet derzeit mit Lehrmittelverlagen zusammen, damit publizierte Arbeitshefte künftig direkt in der Anwendung zur Verfügung stehen.

Das 8. Jungunternehmerforum Graubünden

Am Mittwoch, 28. Oktober findet im GKB Auditorium an der Engadinstrasse 25 in Chur das achte Jungunternehmerforum statt. Neben Herby sind zwei weitere Startups für den Jungunternehmerpreis 2020 nominiert: Software-Entwickler Samuel Rhyner aus Chur mit der Code Crush GmbH und Anna Laura Klucker aus Tamins mit der Brautmode von yuli. Weitere Informationen und Tickets für den Anlass gibt es unter www.jungunternehmerforum.ch.