L-Europe: Ein Filter mit mikroskopisch kleinen Löchern und riesigen Möglichkeiten
Thomas Kreimer könnte mit seiner revolutionären Erfindung die Industrien nachhaltig beeinflussen. Sein neuartiger Filter, mit mikroskopisch kleinsten Poren,könnte in baldiger Zukunft sogar Salz aus Meerwasser filtern – eine Technologie mit vielseitigen Einsatzmöglichkeiten in Batterien bis hin zu Schutzwesten. Mit L-Europe ist Thomas einer der drei Finalisten des Founders-Award 2024.
von Ladina Meuli
Im Büro von L-Europe in Chur treffe ich Thomas Kreimer, den Gründer und Visionär hinter einer faszinierenden Filtertechnologie. Der gebürtige Österreicher zeigt mir seinen äusserst dünnen Filter, dessen derzeitiger Standard mit 5000 Poren pro Quadratzentimeter nur mit einer sehr starken Lupe zu erkennen sind. Er erklärt mir begeistert, dass seine Erfindung ihre Wurzeln in der Druckindustrie (Tiefdruckverfahren) hat.
Vom Druckingenieur zum Erfinder
Die Karriere von Thomas als Druckingenieur führte ihn von Österreich nach Südafrika, Singapur, Kanada, Spanien und via Deutschland in die Schweiz. Zuletzt arbeitete er bei der renommierten Sicherheitsdruckerei Orell Füssli an der aktuellen Schweizer Banknotenserie mit. 2010 begann der Technik Enthusiast seine Expertise in der Drucktechnologie nebenberuflich in einem neuen Gebiet anzuwenden. Heute ist seine Erfindung unter dem Namen L-Europe ausgereift.
L-Europe druckt im sogenannten Tiefdruckverfahren schwarze Punkte auf eine extrem dünne Polyesterfolie. Durch anschliessende Bestrahlung mit UV-Licht entstehen an den bedruckten Stellen winzige Poren. Diese neuartige Methode erlaubt es, Filter mit mikroskopisch kleinen Poren in kürzester Zeit effizient und präzise herzustellen – etwas, das bisher nicht möglich war, da herkömmliche Verfahren zu Zeit- und Kostenintensiv waren.
Eine Technologie, viele Einsatzbereiche
Die Filter eröffnen eine Welt voller neuen Möglichkeiten: Als Batterieseparatoren über Wasser-, Öl- und Luftfilter bis hin zum Einbau in Schutzwesten. Besonders stolz ist der Österreicher auf die Leistung in der Batterieindustrie. «Durch den Einsatz unseres Filters in einer Batterie wird deren Laufzeit um 30% effizienter.» Grund dafür sind eine grössere Aufnahmegeschwindigkeit und verbesserte Kapazität. Ebenfalls arbeitet L-Europe gerade daran, Salz von Meerwasser zu trennen. Die Einsatzmöglichkeiten der Technologie sind aber noch weitreichender, weil sie auch mehrlagig aufeinandergelegt werden können. Zusätzlich macht das sehr hitzebeständige und zugfähige Material die Filter aussergewöhnlich robust. Die Kombination dieser Eigenschaften ermöglicht den Einsatz des Produkts in kugelsicheren Schutzwesten.
Ausdauer als Erfolgsrezept
Der Weg zum Erfolg war lang und herausfordernd. Von 2010 bis 2021 entwickelte Thomas das Produkt neben seinem Vollzeitjob als Hobby. «Ich hatte oft nur 4-5 Stunden Schlaf pro Nacht», erinnert er sich. Mit seinem Startup hat er nicht nur die Druckprogramme selbst geschrieben, sondern auch die Maschinen entwickelt. Zunächst unter dem Namen LISIT gestartet, schaffte es das Projekt in Singapur unter die Top 5 von 123 Startups. 2021 gründete er mit seinem Team schliesslich die L-Europe AG mit Hauptsitz in Chur.
Lokale Wurzeln, globale Ambitionen
Das Startup versucht bei der Produktion ihrer Filter nachhaltig und lokal zu agieren. «Unser Material wird zum Beispiel im Tessin bedruckt. Diese Synergien müssen wir nutzen», betont der Österreicher. Durch die Nutzung bestehender Kapazitäten vermeidet L-Europe den Bau neuer Produktionsanlagen und unterstützt gleichzeitig die lokale Druckindustrie. L-Europe nutzt ebenfalls einen regionalen Produktionsort in Trimmis für Forschung und Entwicklung.
Trotz der lokalen Verankerung sind die Ambitionen global. Erst kürzlich eröffnete L-Europe, unterstützt von amerikanischen Investoren, den neuen Hauptproduktionsstandort in New York. Für die Zukunft hat Thomas grosse Pläne: «Wir haben bestätigte Grossaufträge für mehrere hundert Millionen Quadratmeter Filterfolie pro Jahr. Das bedeutet, wir brauchen mindestens 40 und mehr Produktionsanlagen in den nächsten Jahren.»
Mit seiner innovativen Technologie und seiner Vision zeigt Thomas Kreimer, dass mit Durchhaltevermögen und bahnbrechenden Ideen Grosses entstehen kann. Die Nomination für den Founders-Award 2024 ist dabei ein weiterer Schritt auf einem vielversprechenden Weg für L-Europe.
Das 12. Jungunternehmenforum Graubünden
Am Mittwoch, 23. Oktober 2024 findet an der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz an der in Chur das achte Jungunternehmerforum statt. Neben L-EUROPE AG sind zwei weitere Startups für den Jungunternehmerpreis 2024 nominiert: Cotti Horse mit seinem innovativem Pferdesattel sowie AirMarker mit hochporösen Membranen. Weitere Informationen und Tickets für den Anlass gibt es unter www.jungunternehmenforum.ch.