Eine kleine Feder könnte für das Pferdewohl grosses leisten
Im kleinen Bergdorf Sur im Val Surses hat Alfons Cotti eine Innovation geschaffen, die die Welt des Reitens verändern könnte. Seine Vision: Ein Sattel für das ganze Pferdeleben, der Komfort für Reiter und Tier perfekt vereint. Der querdenkende Sattelbauer gehört zu den drei Finalisten des Founders-Award 2024 und erzählt bei einem Treffen wie er zum Sattelbau kam.
von Ladina Meuli
Im alten Schulhaus von Sur, im Saal wo Alfons Cotti einst Sportunterricht hatte, baut er heute Pferdesattel. In seiner «Manufactura», wie er seine Werkstatt liebevoll nennt, treffe ich den ehemaligen Milchschaf-Bauer und leidenschaftlichen Reiter. Unter dem Namen Cotti Horse baut er massgeschneiderte Pferdesattel, die maximalen Komfort sowohl für Pferd als auch für Reiter ermöglichen.
Vom Wanderreiter zum Erfinder
«Das Wohlwollen der Pferde und ihre sensible Art faszinieren mich sehr», erklärt Alfons seine Leidenschaft für die Pferde. Auf seinen Wanderritten durch die Alpenländer Europas erkannte der gebürtige Oberhalbsteiner ein wiederkehrendes Problem: Kein Sattel passte den Pferden richtig und sie zeigten Leistungsabfälle. Trotz des Kaufs verschiedenster Modelle fand er keine Lösung. Im Herbst 2016 fasste er einen folgenreichen Entschluss: Er würde selbst einen passenden Sattel bauen. Ein Schlüsselerlebnis dabei war ein Jagdtag, an dem Alfons Hirsche erlegte. Beim Verarbeiten der Tiere studierte er deren komplexe Rückenmuskulatur. «Irgendwie habe ich mir dann die Sattel angeschaut, die ich besass und hatte das Gefühl, das kann ja nicht passen». In diesem Moment wurde Alfons klar, dass ein Sattel nicht starr sein kann. Er muss sich den Bewegungen des Pferdes anpassen. «Ich dachte, bis zum Frühling bin ich mit dem Bau eines eigenen Sattels fertig», schmunzelt er. Aus den geplanten Monaten wurden jedoch sieben Jahre intensive Entwicklungsarbeit.
Innovation durch Querdenken
Ohne Vorkenntnisse im Sattelbau machte sich der Oberhalbsteiner an die Arbeit. Seine unvoreingenommene Herangehensweise brachte ihn auf die Idee Federn in die Konstruktion einzubauen. Alfons baute verschiedenste Prototypen, welche er beim Ausreiten testete. Der Durchbruch gelang durch einen glücklichen Zufall. Er hatte einen Prototyp gebaut, bei dem die Federn auf einer Seite etwas anders eingebaut waren als auf der anderen. «Ich kann mich noch ganz genau erinnern, dass ich auf dem Ritt plötzlich verstand, in welchem Winkel man die Federn einbauen muss, damit es funktioniert», erzählt Alfons begeistert.
Dass so entstandene Federtrigon-System, das mittlerweile patentiert ist, unterstützt die natürliche Bewegung des Schulterblattes und der Schultermuskulatur des Pferdes. Alfons erklärt, dass die Pferde genauso unterschiedlich und unsymmetrisch sind, wie wir Menschen. Deshalb macht Alfons einen individuellen Abdruck jedes Pferderückens, der als Basis für den massgeschneiderten Sattel dient.
Sattel für ein ganzes Leben
Die Entwicklung war von Rückschlägen geprägt. «Es gab tausende Momente, wo ich das Gefühl hatte, ich höre jetzt damit auf», gesteht Cotti. Doch seine Überzeugung, etwas Gutes für die Pferde zu tun, trieb ihn immer wieder an. Heute ist der leidenschaftliche Reiter stolz, dass er seinen Pferden sowie seinen Wanderritt-Gästen durchgehendes Wohlbefinden ermöglichen kann.
Aktuell arbeitet Cotti mit einer Teilzeit Mitarbeiterin in seiner «Manufactura». Seine Vision ist klar: «Wir wollen einen Sattel für ein ganzes Pferdeleben bauen.» Das Konzept sieht vor, dass der Sattel jederzeit angepasst werden kann, um den sich verändernden Bedürfnissen des Pferdes gerecht zu werden.
Mit Cotti Horse zeigt Alfons Cotti, dass mit Leidenschaft, Durchhaltevermögen und der Bereitschaft, neue Wege zu gehen, auch aus unkonventionellen Ideen grosse Innovationen entstehen können. Sein Federtrigon-System könnte einen wichtigen Beitrag zum Tierwohl leisten.
Das 12. Jungunternehmenforum Graubünden
Am Mittwoch, 23. Oktober 2024 findet an der ibW Höhere Fachschule Südostschweiz an der in Chur das achte Jungunternehmerforum statt. Neben Cotti Horse sind zwei weitere Startups für den Jungunternehmerpreis 2024 nominiert: AirMarker mit ihrem Signalballon sowie L-EUROPE AG mit hochporösen Membranen. Weitere Informationen und Tickets für den Anlass gibt es unter www.jungunternehmenforum.ch.