Finalisten wuerfeli
Jungunternehmenforum

Ein kleines Wuerfeli mit grosser Wirkung

13. Oktober 2023

Ein pyramidenförmiges CO2-Messgerät namens "Wuerfeli" verhilft mit einem vierfarbigen Ampelsystem zu besserer Luft. Klingt kurios? Nicht, wenn man Laurin Schwitter von QE zuhört. Im Interview schilderte er eine Geschichte wie aus dem Film: Freunde, die in einem Keller tüfteln, durch die Covid-Pandemie plötzlich an Bedeutung gewinnen und Daten produzieren, die weltweit Beachtung finden. Jetzt ist QE für den Founders-Award 2023 nominiert.


von Sina Joos

Im Technopark Landquart treffe ich mich mit Laurin, dem Hauptgründer von QE. Er führt mich kurz durch ihr Büro, bevor wir in einem Konferenzraum im obersten Stock Platz nehmen. In der Ecke über einem grossen Bildschirm leuchtet es grün: Das Wuerfeli macht seine Arbeit. Grün signalisiert, dass die CO2-Konzentration im Raum optimal ist und nicht gelüftet werden muss. Wir sind im Moment die einzigen im Raum, mehr Menschen würden rasch auch mehr CO2 bedeuten. Laurin erzählt mir, dass hier kürzlich ein Meeting stattfand. Innerhalb von 25 Minuten wurde das Wuerfeli rot, das heisst, die CO2-Konzentration war mehr als viermal höher als draußen. Gelüftet habe trotzdem niemand. «Am Schluss sind die Leute auf mich zugekommen und haben gesagt, wie heiss und stickig es war. Aber niemand hat daran gedacht, einfach die Türe nach draussen zu öffnen und zu lüften.» Es ist eigentlich so einfach, aber man muss eben doch selbst aktiv werden. Im Gespräch wird mir klar, wie wichtig diese kleine Handlung sein kann.

Wie alles begann

Der Startschuss fiel bei Laurin zu Hause. Jeden Dienstagabend traf sich Laurin mit einer Handvoll Freunden zum Biertrinken, Pizzaessen und Tüfteln. Ihr Ziel war es, einen Sensor zu entwickeln - doch was dieser messen sollte, war zunächst unklar. Sie erstellten eine Liste mit möglichen Messwerten wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Feinstaub. Dabei stellten sie sich stets zwei Fragen: Was davon beeinflusst den Menschen und inwieweit kann man aktiv etwas dagegen tun? Dann begann Laurin verschiedene Parameter aufzuzeichnen. Bei einer Weihnachtsfeier fiel ihm auf, wie sich die CO2-Konzentration im Raum ständig veränderte. Aus diesen Daten liessen sich enorm viele Informationen ablesen, zum Beispiel wie viele Personen sich in einem Raum aufhielten, wann sie ihn verliessen oder ein Fenster öffneten. Daraufhin begannen Laurin und seine Freunde, die Zusammenhänge zwischen den Gasen zu erforschen, obwohl keiner von ihnen dazu Vorkenntnisse in diesem Bereich hatte. «Das war das Faszinierende», sagt er. Im Keller eines Freundes starteten sie ihre Experimente. Der Name "Wuerfeli" leitet sich vom eingebauten würfelförmigen CO2-Sensor ab. Das Design des Gehäuses wurde vom Louvre in Paris inspiriert.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Während der Entwicklungsphase war die Pandemie in vollem Gange, und Diskussionen über den Zusammenhang zwischen Luftqualität und Infektionsrisiko begannen. Laurin nahm dies zum Anlass, sich an den Bündner Regierungsrat Martin Bühler zu wenden und sein Projekt vorzustellen. Es entstand die Idee, in einer Zusammenarbeit mit dem Kanton und der Empa eine Studie über den Zusammenhang zwischen CO2-Gehalt und Infektionsrate durchzuführen. Dafür gründete Laurin die Firma QE, um mit der Produktion der Wuerfeli richtig loslegen zu können. Daraufhin wurden in 221 Schulzimmern im Kanton Messgeräte installiert. «Wir produzieren alles lokal in der Schweiz, was während der Pandemie für eine schnelle Umsetzung entscheidend war.» Nach der Beobachtungsphase in den Schulen wurden Wuerfelis mit einem Ampelsystem eingeführt und die Lehrpersonen angewiesen, entsprechend zu lüften. Die Studie ist einzigartig und von globaler Bedeutung. «Nirgendwo sonst wurde die Gesundheit der Leute überwacht und mit Luftdaten verglichen. Dies war der erste Feldbeweis von Ansteckungen über die Luft.» Die gesammelten Erkenntnisse wurden vor wenigen Wochen auf einer WHO-Konferenz in Bern diskutiert. Die Zahlen sprechen für sich. In gut gelüfteten Räumen wurden bis zu 63 Prozent weniger Ansteckungen registriert.

Die nächsten Schritte

Dieser intensive Start war sehr lehrreich für das Unternehmen. «Man trägt Verantwortung in einem ganz neuen Ausmass - für sich selbst, das Team und das direkt aus der Entwicklung.» Auch wenn die Covid-Pandemie im Moment zum Glück nicht mehr so aktuell ist, bleibt QE relevant. «In guter Luft zu leben ist so einfach und bringt zahlreiche Vorteile mit sich.» Das Immunsystem werde geschont, die geistige Leistungsfähigkeit werde gefördert und sogar Schlaf sei mit mehr Sauerstoff erholsamer. Das Wuerfeli wurde basierend auf den Ergebnissen der Studie in Graubünden weiterentwickelt und kann nun online bestellt werden. Ausserdem arbeiten die neun Mitarbeitenden bereits an einigen neuen Produkten. Es stehen auch Projekte in den Startlöchern, die sich mit dem CO2 im Freien beschäftigen. Hier liegt auch die Vision von QE. «Wenn durch unsere Produkte nur ein oder zwei Menschen mehr über die Wichtigkeit der Luft nachdenken, haben wir unser Ziel erreicht.» Nachdem wir unseren Kaffee ausgetrunken haben, kehren wir ins Büro zurück. Zum Abschied überreicht mir Laurin ein Wuerfeli. Das ist jetzt an meinem Arbeitsplatz montiert und sorgt dort für frische Luft und bessere Konzentration.

Preisverleihung an der 11. Founders-Night

Die nächste Founders-Night findet am 25. Oktober 2023 an der Fachhochschule Graubünden statt. Laurin Schwitter buhlt mit seinem Team im Startup-Duell um den Founders-Award 2023. Ihre Konkurrenten sind novaziun und ihr vollelektrischen Einachser namens «monotrac» sowie die IT-Profis von ONZACK. Das Preisgeld beträgt 3000 Franken. Ausserdem zeichnen Integra, Oblamatik und CSEM das beste Bündner Tech-Startup des Jahres aus. Tickets gibt es unter jungunternehmenforum.ch.

Wer mitbestimmen will, wer den Founders-Award mit nach Hause nimmt, hat mit dem vorgängigen Publikumsvoting die Gelegenheit dazu. Diese Stimmen tragen zu einem Drittel zur Entscheidung bei. Mitmachen geht ab dem 16. Oktober 2023 per SMS oder WhatsApp-Nachricht mit dem Namen des Startups an +41 79 821 53 22. Teilnahmeschluss ist der Sonntag, 22. Oktober 2023, 23.59 Uhr. Pro Handynummer zählt nur eine Stimme!

Weitere Informationen und Videoporträts zu den Finalisten sind hier zu finden: www.jungunternehmenforum.ch/voting.html